Im Frühjahr des Jahres 2012 erhielt ich einen Anruf von einer befreundeten Tierschützerin, die im Internet einen Hilfeaufruf von der griechischen Insel Rhodos gesehen hatte. Es wurde um Unterstützung gebeten, einem durch einen Schuss mitten ins Gesicht schwer verletzten Hund zu helfen. Man suchte nach bereitwilligen Menschen, die diesen Hund abholen und ihm zu einer Operation in einer deutschen Tierklinik verhelfen können und falls er überhaupt überleben sollte, einen Platz bieten, auf dem er nach der OP gesund gepflegt werden kann und vielleicht als Pflegehund übernommen wird. Eine Bitte, die zu erfüllen eigentlich fast unmöglich war.
Da ich über die vielen Jahre meiner ehrenamtlichen Tierschutzarbeit einige Erfahrung in der Hundepflege und in sogenannten Reha-Maßnahmen habe, entschlossen wir uns dazu den Versuch zu starten diesem armen Kerl zu helfen und das Unmögliche möglich zu machen.
Wir fragten bei diversen Tierkliniken nach, ob eine Operation mit entsprechender Überlebenschance überhaupt machbar sei. Nach einigen Absagen erklärte sich eine Tierklink bereit, sich dieser Herausforderung und immensen Aufgabe anzunehmen. Die Tierschützerin begann im großen Maß eine Spendenaktion zu organisieren und parallel dazu erfolgte meinerseits der zeitnahe kurzfristige Flug nach Rhodos, nach einer innerhalb von 48 Stunden erfolgten aus dem Boden gestampften Mammutorganisation.
Im Gepäck hatte ich eine Bescheinigung der Tierklinik, dass der schwerverletzte Hund dorthin gebracht werden soll, um ihm das riesige Loch im Gesicht, an der Stelle wo einmal das rechte Auge war, zu schließen. Denn bei einer solchen Verletzung war der Ärger auf dem deutschen Flughafen bei der Ankunft erfahrungsgemäß mit Zoll und den Veterinären vorprogrammiert.
Nach der Ankunft auf Rhodos und einer rasanten Fahrt mit der dortigen sehr freundlichen, engagierten, örtlichen Tierschützerin erreichten wir deren Haus. Sie konnte es noch gar nicht glauben, dass Filos (griechisch „Freund“,so hatte sie ihn getauft) tatsächlich in Deutschland eine Chance erhalten soll.
Es erwartete mich ein völlig verängstigter Jagdhund-Mischling, der panisch in einem ruhigen Raum förmlich an der Wand des Zimmers klebte.
Ein grauenhafter Wundkrater zog sich durch sein Gesicht. Eigentlich war seine rechte Gesichtsseite gar nicht mehr vorhanden und es grenzte schier an ein Wunder, dass er überhaupt noch lebte.
Er war extrem abgemagert und wie ich erfuhr, schon fast 14 Tage mit dieser wahnsinnigen Verletzung im Gesicht in der Wildnis der Insel unterwegs gewesen. Mit viel Aufwand und einer Engelsgeduld gelang es dann den dortigen Tierschützern ihn einzufangen. Der Tierarzt in Rhodos sah sich jedoch außer Stande auch nur ansatzweise eine Versorgung geschweige denn Rekonstruktion des Gesichtes vorzunehmen.
Nach einem Tag flogen wir zwei mit der notdürftig versorgten Wunde nach Deutschland und es erwies sich als sehr, sehr gut, dass ich die Bescheinigung der Tierklinik dabei hatte, denn Zoll und Veterinäre wollten Filos, wie befürchtet, nicht einreisen lassen.
Nach immensen Diskussionen, Telefonat mit der Tierklinik von Seiten der Veterinäre konnten wir vom Flughafen aus endlich direkt in die Tierklinik fahren, wo man schon gespannt auf uns wartete.
Beim Anblick dieses armen Geschöpfes haben einige der dortigen Mitarbeiter die Tränen nicht mehr zurückhalten können. So etwas Furchtbares hatten sie noch nicht gesehen.
Die dann folgende Geschichte von Filos habe ich in einem Fotobüchlein festgehalten, wo jede Seite wirklich für sich spricht.
Siehe Galerie
Filos lebt seither bei mir und ist ein so unendlich fröhlicher, liebevoller Hund geworden. Fremden gegenüber ist er verständlicherweise erst einmal sehr skeptisch. Aber er spürt sofort, wenn es jemand nur gut mit ihm meint und taut dann sehr schnell auf.
Die Deformationen haben sich über die Jahre sehr gut verwachsen, wie das obere Bild deutlich zweigt.
Nur innerlich erzeugt sein Atmen gewisse Schnorchelgeräusche, die sich je nach seiner Laune sehr unterschiedlich anhören….es ist wie eine spezielle Filossprache geworden, die ich mittlerweile perfekt verstehe und auch seine vierbeinigen Freunde mit denen er lebt.
Die Tierklinik besuchen wir von Zeit zu Zeit regelmäßig und er marschiert fröhlich und neugierig hinein und sucht zielgenau nach den Ärzten, vor allem Chefarzt Braun und einigen Pflegerinnen, die heute noch da sind. Es ist so großartig, wie er sich jedes Mal wieder riesig über jeden einzelnen freut, denn er weiß ganz genau, dass ihm dort sein Leben geschenkt wurde.